Ich war noch nie ein Freund von Kapitalanlage in Lebensversicherungen. Aktuell bricht der Verkauf der Kapitallebensversicherungen auch relativ stark ein! Dies hat gute Gründe, denn die Anleger sind zunehmend gut aufgeklärt. Außerdem geben Sie in solchen Produkten die Verantwortung für Ihre Finanzen komplett ab. Und das sollten sie nie tun!
Wie man in jüngster Vergangenheit gesehen hat, werden die Verträge und Bedingungen gerne auch einmal nachträglich zu ihren Ungunsten verändert (siehe Beteiligung an den stillen Reserven -> Artikel zu diesem Thema). Zusätzlich werden Ihnen an verschiedenen Stellen Kosten und Gebühren abgezogen. Wie ihr Kapital in Versicherungen angelegt wird, liegt ebenso nicht mehr in ihrer Hand. Sie geben diese Verantwortung an andere ab.
Kann Ihr Vertrauen wirklich so groß sein in gewinnorientierte Versicherungsgesellschaften?
Natürlich erhalten Sie stets im Vorfeld eine wunderschöne und sehr ausführliche Modellrechnung ausgehändigt. Ich habe schon etliche dieser Modellrechnungen von Versicherungen mir angesehen und egal wie viele Seiten Sie ausgehändigt bekommen, es gibt eine sehr schnelle und effektive Methode die Qualität dieses konkreten Angebotes zu prüfen.
Vergessen Sie alle aufgeführten Kosten, Bedingungen, Tabellen und Statistiken.
Es kommt nur auf die garantierte Rente bzw. das garantierte Kapital am Ende der Laufzeit an! Diese Zahl berücksichtigt alle Kosten und drückt im Großen und Ganzen die Quintessenz aus. Mit einem Taschenrechner ist dies schnell zu kalkulieren.
Aktuell findet man hier 20, 30 oder auch 40jährige Laufzeiten, die noch nicht einmal eine garantierte Rendite von einem Prozent erreichen! Die kalkulierten Beträge sollten für sie keinerlei Rolle spielen! Die Daten für diese Kalkulationen stammen aus der Vergangenheit. Und wir leben in einem Umfeld anhaltender Niedrigzinsen bzw. Negativrenditen. Die kalkulierten Summen haben zudem auch keinerlei Rechtsverbindlichkeit.
Einzig durch steuerliche Vorteile, die entstehen können, kann eine akzeptable Rendite herausspringen. Das Thema Jahresendgeschäft ist zurzeit ein großes Thema für Versicherungen.
Wieder einmal soll man sich noch schnell die aktuell gültigen Konditionen vor Jahresende sichern, da es ab 2015 einen geringeren Garantiezins gibt.
Wie oft habe ich diesen Aktionismus schon erlebt!
Der Garantiezins beträgt übrigens ab 2015 nur noch 1,25 %. Im Jahre 1994 lag dieser noch bei 4 %. Dieser Zins wurde allerdings nur auf den Sparanteil des Beitrages gezahlt, nicht auf den Kostenanteil. Er ist demnach nicht so relevant, wie die Nachkostenrendite.
Wer aktuell in Lebensversicherungen einsteigt, kann davon ausgehen, dass seine Beiträge auch teilweise dafür genutzt werden, die alten Verträge im Bestand mit den hohen Renditen zu bedienen!
Zu den teuersten Versicherungen gehören aktuell:
- Ergo Leben: 6,6% Kostenquote
- Zurich Deutsche Herold: 6,8%
- VPV Leben: 6,8%
- Landeslebenshilfe: 7,0%
- HDI: 7,9%
- Direkte Leben: 9,1%
Quelle: Morgen&Morgen
Ich habe keine Ahnung, wie gerade diese teuren Versicherungen noch den Garantiezins in Zukunft erwirtschaften wollen?!
Hier steht sehr wahrscheinlich eine große Marktbereinigung bevor!
Die Versicherungen investieren generell überwiegend in festverzinsliche Anlagen. Gerade mal 3,9 % werden in Immobilien angelegt und nur 3,4 % in Aktien.
Quelle: GDV
Besitzer von Altverträgen können allerdings in der Regel ihren Vertrag weiterführen. Oftmals sind die alten Konditionen noch akzeptabel, trotz hoher Kosten. Man kann generell sagen, dass alle Verträge die bis Ende 2004 unterschrieben wurden, eine akzeptable bis attraktive Rendite aufweisen. Ärgerlich wird es allerdings für alle Verträge, die in den nächsten zwei Jahren fällig werden.
Die in Aussicht gestellte Ablaufleistung wird dramatisch sinken!
Dies hängt auch mit der neu geschaffenen Regelung zusammen, die stillen Reserven nicht mehr ausschütten zu müssen. Übrigens gilt dies auch für fondsgebundene Rentenversicherungen!
Die teuersten Verträge, die ich je geprüft habe, waren fondsgebundene Rentenversicherung. Wenn Sie sich ihrer Versicherung trennen wollen, dann könnten sie einen Joker in den Händen halten.
Alle Verträge zwischen 1994 und 2007 sind teilweise anfechtbar, aufgrund einer fehlerhaften Widerrufserklärung. Lag diese vor, dann können sie ihren Vertrag komplett rückabwickeln. Der Versicherer kann allerdings Kosten für den in Anspruch genommenen Versicherungsschutz über die Jahre gegenrechnen.
Alternativ kann man seiner Police auch verkaufen, beispielsweise bei Cash Life oder Policen Direkt.
Fazit:
Ohne steuerlichen Vorteil, macht es überhaupt keinen Sinn, Kapitalanlage in Versicherungen zu betreiben. Mit meistens aber auch nicht. Wenn mir jemand das Gegenteil beweisen kann, bin ich offen für eine Diskussion und lasse mich auch gerne überzeugen.