Wieso fallen viele auf Online-Trading Plattformen herein?
Dazu muss man immer auch die dahinterstehende Motivation erkennen.
Ich vermute den Wunsch nach finanzieller Freiheit, großen Reichtum, Bedeutsamkeit und auch vorherrschende Frustration im aktuellen Leben als Ursachen. Gier und Hoffnung sind in jedem Fall große Treiber.
Insbesondere die sozialen Netzwerke kennen diese verborgenen Sehnsüchte ihrer Nutzer. Aufgrund einer riesigen Datenbasis (Big Data) werden entsprechende Profile der Nutzer generiert. Das sind keine oberflächlichen Profile, sondern sehr detaillierte Persönlichkeitsbeschreibungen.
Schon 2015 hat die Stanford University einen Test mit 86.000 Facebook-Nutzern gemacht.
Die Frage: Wie gut kann ein Computer die Persönlichkeit eines Menschen beurteilen. Im Vergleich zog man Kollegen, Freunde und Familienmitglieder der Probanden hinzu.
Das ernüchternde Ergebnis:
Durch die Auswertung von 10 Likes auf Facebook, kannte der Computer den Probanden besser als ein Kollege. Bei 70 Likes war der Computer besser als ein Mitbewohner. Bei 150 Likes war der Computer besser als Familienmitglieder und gewann schließlich bei 300 Likes sogar gegen den Ehepartner.
Wie viele Spuren haben Sie schon hinterlassen? Wie umfangreich ist Ihr Persönlichkeitsprofil im Netz? Gewinnt der Ehepartner noch gegen die KI??? ????
Für wen sind diese tiefgehenden Kenntnisse nun wichtig? Na klar! Für alle, die etwas verkaufen wollen. Ob Dienstleistung oder Produkt.
Wenn man ihre bewussten und auch unbewussten Wünsche, Sehnsüchte und Interessen kennt, dann ist eine effektivere und sehr gezielte Anzeigenschaltung möglich. Das ist den zahlenden Kunden von Facebook und Co. äußerst wichtig. Und für Betreiber dieser Trading Plattformen geradezu ideal.
So ist es auch kein Zufall, dass viele potenzielle Opfer dieser Trading Plattformen über Facebook und Co. zum ersten Mal von dieser unseriösen „Dienstleistung“ erfahren.
Beispiele:
So wird gelockt!
Versprochen wird immer wieder ein todsicheres System zum Geld verdienen, die finanzielle Freiheit und baldiger Reichtum.
Manchmal wird der Eindruck erweckt, dass man ganz exklusiv ausgewählt wurde, um an einem „extrem profitablen Handelssystem“ teilzunehmen.
Andere bezeugen, wie gut dieses System funktioniert. Man bekommt den Eindruck, dass dieses System nachweislich funktioniert. Die Bestätigung von anderen nennt man auch „social proof“. Diesen „social proof“ kann man sich im Internet relativ günstig einkaufen. Dann stellt sich irgendjemand vor die Kamera und sagt genau das, was der Auftraggeber von ihm hören will. Es handelt sich also um einen klassischen Fake.
Geworben wird auch oft mit ganz konkreten Versprechungen, z. B. 3.500,- Tagesertrag. Auch das regt bei einigen die Fantasie an.
Hinzu kommt die oft eher niedrig angesetzte Einstiegshürde. Oftmals kann man mit 200 € oder 250 € starten.
Warum ist das ein Problem?
Die Anbieter dieser Trading-Angebote sind in vielen Fällen völlig unreguliert und sitzen in aller Regel im Ausland. Viele sogar im außereuropäischen Ausland.
Die Nutzer werden zudem regelmäßig von persönlichen Ansprechpartnern kontaktiert. Geschultes Personal versucht so den Leuten immer mehr Geld aus der Tasche zu ziehen. Das geschieht mit allen psychologischen Tricks. So gibt es Opfer, die Hunderttausende von Euros mit Trading Plattformen verloren haben.
Die eingesetzte Tradings-Software sieht sehr professionell aus, allerdings handelt es sich in vielen Fällen um Betrugssoftware.
Im Kundenkonto werden fingierte Kontostände angezeigt, die stetig steigen. Die Nutzer sind im Glauben, dass das Trading System funktioniert. Gier setzt ein und wie man weiß: Gier frisst Hirn.
Wie so ein angebliches Handelssystem aussieht, sehen wir unten. Ganz leicht kann man hier angeblich alle möglichen Trades eingehen.
Sogar auf Kryptowährungen kann man so angeblich setzen. Sogar mit Hebel.
Wenn man dann zum ersten Mal sein Geld zurückfordert, dämmert es den meisten!
Sein Geld oder gar seinen aktuellen „Kontostand“ einzufordern, erweist sich als Ding der Unmöglichkeit.
Typische Einwände:
man benötigt plötzliche alle möglichen Unterlagen, um die Person zu identifizieren
es werden Kopien von Personalausweise (manchmal sogar in Farbe) angefordert!
- dann sind angeblich nicht „alle Ecken“ des Ausweises zu erkennen
es werden immer mehr Unterlagen angefordert (z. B. Strom-, Wasser- Internet Rechnungen angeblich wegen des Adressnachweises
der persönliche Ansprechpartner will sie dann überreden weiter zu traden. Er wirkt sogar persönlich beleidigt, wenn man weiterhin darauf besteht, sein Geld zurück zu bekommen
Wer auf solche Seiten hereingefallen ist, sollte unbedingt Strafanzeige stellen. Nur so werden die Behörden nach und nach aktiv.
Wie kann man sich schützen?
Grundsätzlich schützt finanzielle Bildung vor solchen Angeboten. Jeder finanziell gebildete Mensch weiß: Es gibt diesen schnellen Weg zum Reichtum nicht.
Ich kann Ihnen nicht sagen, wie man schnell reich wird. Ich kann Ihnen aber sagen, wie man schnell arm wird: In dem man versucht, schnell reich zu werden! Kostolany
Ist Online-Trading nun generell böse? Aussage wäre zu pauschal. Trotzdem:
Mein ganz klarer Rat: Tun Sie es lieber nicht!
Sie handeln in aller Regel mit außerbörslichen Kursen. Das heißt im Klartext: Der Gegenspieler ist die Plattform. Dieser Gegenspieler bestimmt die Spielregeln, denn er stellt die Kurse!
Wenn man das weiß, kann man nicht ernsthaft glauben, dass man langfristig gewinnt.
Hier ein typischer Auszug aus einer AGB (nicht immer leicht zu finden):
Kein Schutz ist es übrigens nach diversen Trading Plattformen im Netz zu „googeln“. Die Betreiber von unseriösen Seiten sind Ihnen längst einen Schritt voraus. Man antizipiert Ihr Verhalten und weiß genau, wie und wo Sie suchen werden. Die Google Suchergebnisse sind also manipuliert. Angebliche Vergleichsplattformen verweisen stets auf die Seiten, die am meisten bezahlen. Keine wirkliche Hilfe. Ich verweise nochmals auf meinen obigen Rat.
Abschließend empfehle ich Ihnen noch einen Link zu einem spannenden Beitrag, der sich ebenfalls mit den dunklen Geschäften des Online Tradings beschäftigt: Spannende Reportage von Börse ARD
Im Saarland ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen diverse Betreiber. Hier finden Sie den Bericht: Betrüger prellen Anleger um Millionen