Dieses Jahr war es mal wieder soweit. Mich zog es zur Invest Anlegermesse. Nach zwei Jahren Corona-Einschränkungen war es mir ein Bedürfnis mal wieder vor Ort nach dem rechten zu schauen 🙂
Dort wollte ich mal wieder in die Szene hinein schnuppern. Wie wird um die Gunst der Anleger geworben? Welche Angebote und Innovationen gibt es zu entdecken? Welchen Mehrwert gibt es für ratsuchende Anleger zu erfahren?
Kaum auf der Invest angekommen, werde ich auch schon angesprochen. Ob ich denn schon in Osmium investiere? Es wäre wie Gold, nur viel besser.
Angeblich würde es sich wunderbar zur Geldanlage eignen. Ich muss zugeben, ich hatte davon noch nie gehört. Ich gehöre wohl auch nicht grundsätzlich zu den großen Edelmetall-Fans, aber hier war ich direkt besonders skeptisch. So liegt meine Bereitschaft in dieses Osmium zu investieren genau bei Null.
Mein zweiter Gedanke: Wo wird das Zeug überhaupt gehandelt? Wie kommt ein fairer Preis zustande, auf den sich der Anleger verlassen kann. Naja, ich reise mich vom Stand los und schlendere erst mal durch die Reihen.
Immer wieder Trading-Vorträge
Ich sehe erste Vorträge mit vielen Zuschauern. Fast kein Platz ist mehr frei, die Leute kleben an den Lippen des Vortragenden. Ich höre Worte wie, Kopf-Schulter-Formation, Ausbruchslinie, aggressives Investieren und immer wieder Worte, wie Trading, CFD, Futures und Forex. Ein Dozent bezeichnet sich selbst als “Heavy-Trader”. Wenn ich so ins Publikum schaue, dann sehe ich dort sicherlich keine “Heavy Trader”, sondern eher ganz normale Leute, die einen Blick übers Sparbuch hinauswerfen wollen. Geht es hier ums “investieren” oder ums spekulieren??
Obskure Stände und Wege zum vermeintlich schnellen Geld
Mir fallen immer wieder obskure Stände auf. Immer wieder geht es ums “Trading” und dem schnellen Weg zum vermeintlichen Reichtum. Natürlich spielen auch Hype-Themen, wie Kryptowährungen eine große Rolle.
An einem Stand wird ein neuer, offenbar “grüner” Coin angeboten (ClimaCoin) und es gibt Anbieter von Goldsparplänen und Börsen-Newslettern. Wo sind eigentlich Banken? Ich konnte nur die BNP Paribas (es ging hauptsächlich um Zertifikate) und die Big Bank entdecken.
Im vorbeigehen schnappe ich bei einem Redner den Satz vom “guten, schnellen Geld an der Börse” auf und denke mir:
Da kann man noch so viel predigen, wie wichtig der nachhaltige und langfristige Ansatz beim Vermögensaufbau ist…ein Besuch auf der Invest und alles scheint dahin.
Hoffen wir, dass die Leute den Besuch auf der Messen als das sehen, was er ist: ein großes Spektakel ohne nennenswerten Mehrwert für die eigene Finanzbildung.
Ich habe mich mit einigen der Ausstellern mal über deren Geschäftsmodell unterhalten. Sie können sich davon im unten verlinkten Film ein Bild machen. Ich will diese Anbieter keinesfalls verteufeln. Deren Angebot ist nicht grundsätzlich schlecht, nur eben nicht für einen Großteil der Anleger geeignet und wenn überhaupt, dann nur als sehr geringe Beimischung.
Natürlich gab es auch Anbieter mit allgemein nützlichen Informationen, nur war mein Gesamteindruck sehr Trading- und Kryptolastig und frage ich mich natürlich schon, wie das für die Anleger einen Mehrwert ergibt.
Wenigstens auf eine Sache kann man sich auf der Invest seit Jahren verlassen: in der Mittagspause gibt es ein leckeres Rothaus Bierle 🙂