Die meisten bekannten Banken, wie Deutsche Bank, Commerzbank, Sparkassen, Volksbanken zahlen so gut wie keine Zinsen mehr. Ob das Festgeld nun 0,1% oder 0,2% Zinsen bringt, spielt keine Rolle.
Doch wer fleißig sucht, wird im Internet noch die eine oder andere Bank finden, die doch tatsächlich über 1% Zinsen zahlt. Wer noch fleißiger sucht, der findet sogar noch die 2 vor dem Komma.
Ich bin selbst einmal auf die Suche nach einem Festgeld mit 3-jähriger Laufzeit gegangen. Nach wenigen Klicks habe ich erste außergewöhnlich Zinssätze entdeckt.
Super! Über 2% Zinsen! Von wegen Niedrigzinsumfeld!
- Platz 1: SBERBANK-Direct: 2,20%
- Platz 2: VTB Bank: 2,10%
- Platz 3: ALIOR Bank: 2,10%
Doch vielleicht sollten sich einige ans Jahr 2008 erinnern.
Damals ging die Kaupthing Bank aus Island pleite und viele deutsche Anleger konnten nicht mehr an ihr Kapital.
Ich kann mich gut an die Zeit erinnern. Als Berater der Volksbank konnte ich damals meinen Kunden Tagesgelkonten oder Festgeldkonten mit gut und gern 3% Zinsen oder 4% Zinsen anbieten. Das war kein Problem. Doch vielen war dies nicht genug, denn es war ja kein Problem, bei anderen Anbietern aus dem Internet Tagesgeldkonten oder Festgeldkonten anzulegen.
Spitzenreiter war die Kaupthing Bank. Ich vermute, dass viele damals noch nicht mal auf die Einlagensicherung geachtet haben. Diese war vorhanden. Allerdings keine deutsche, sondern eine isländische.
Damals garantierte die Einlagensicherung des isländischen Staates für jeden Anleger ca. 20.000 €.
Konditionen Kaupthing Bank
Als die Bank dann in Schieflage geriet und jeder Anleger sofort sein Geld zurück haben wollte, sperrte die Bank alle Konten und die Anleger pochten auf die jetzt sehr wichtige Einlagensicherung. Es folgte eine lange Zeit der Unsicherheit.
Der isländische Staat wollte nun nur an die Inländer zahlen, da die Verbindlichkeiten dermaßen groß waren, dass die komplette Entschädigung den isländischen Staat in den Bankrott führen würde.
Das bedeutet:
Sind die Gründe wichtig genug, lassen sich gegebene Zusagen oder auch Garantien leicht wieder zurücknehmen. Oder anders gesagt: „Der Zweck heiligt die Mittel“.
Daher nun ein zweiter und kritischer Blick auf unsere Top3 von oben:
Zur SBERBANK-Direct:
Es handelt sich um eine russische Bank mit Sitz in Moskau. Die bestehenden EU-Sanktionen aufgrund des Ukraine Konfliktes haben auf die Bank keinen Einfluss, aufgrund der hier bestehenden europäischen Niederlassung. Für deutsche Anleger gilt hier die österreichische Einlagensicherung. Genau wie in Deutschland sind hier 100.000 € je Anleger garantiert.
Für russische Banken dürfte die Refinanzierung in Euro extrem wichtig sein. Der Verfall des Rubels spielt hier eine wesentliche Rolle. Das Land ist von Euro und US-Dollar abhängig.
Aufgrund der derzeitigen Konfliktsituation ist eine Verschärfung hier jederzeit möglich. Der Aktienkurs der Sberbank ist jedenfalls innerhalb eines Jahres um rund 50% gefallen.
Die Bank ist nur zu knapp 4% in der Hand von Privatinvestoren und unterliegt hohem Einfluss des russischen Staates.
Die Sberbank ist der österreichischen Einlagensicherung angeschlossen, allerdings umwirbt die Bank nur die deutschen Kunden.
Es liegt wohl auf der Hand, dass die hier eingesammelten Gelder nach Russland abfließen könnten, um die dort in arge Bedrängnis gekommenen Banken zu unterstützen oder um den russischen Rubel zu stützen, in dem man mit Euros Rubel kauft.
Zur VTB Bank:
Eine weitere russische Bank. Die VTB ist die zweitgrößte Bank Russlands und es gelten hier die gleichen Vorbehalte meinerseits. Die VTB gehört zu 60% dem russischen Staat. Vom Chef der VTB Bank stammt zum Beispiel folgendes Zitat, zum Thema Sanktionen der EU:
Diese Art von Sanktionen würde Krieg bedeuten. Quelle: Handelsblatt
Solche radikalen Aussagen schaffen für mich kein Vertrauen.
Die VTB ist ebenfalls der österreichischen Einlagensicherung angeschlossen.
Auffällig:
Die österreichische Einlagensicherung muss sehr viele Problembanken aus Russland absichern. Denn auf Platz 4 des Rankings folgt die Denizbank, die ebenso in der Hand der russische Sberbank ist. Bei einer Zuspitzung der Krise und insbesonderem bei einem Bankencrash in Russland, könnte dies zum Problem für die Einlagensicherung in Österreich werden.
Hier liegt ein klares Klumpenrisiko mit russischen Banken vor.
Sollte dann Österreich für die Einlagen sämtlicher russischer Bankfilialen einspringen müssen, dann könnte die Reaktion ähnlich wie damals in Island ausfallen. Und da es hauptsächlich um deutsche Sparer geht, wird der Aufschrei in Österreich sich in Grenzen halten.
Sicherlich ein Katastrophenszenario, aber vorstellbar.
Zur Alior Bank:
Eine polnische Bank mit polnischer Einlagensicherung. Die Bank wurde erst 2008 gegründet.
Ganz wichtig: Im Falle einer Entschädigung wird in polnische Zloty zurück bezahlt.
Sollten Banken in Polen zahlungsunfähig werden und die Einlagensicherung Polens muss einspringen, dann wäre dies ein extremes Szenario. Wie würde sich dies wohl auf die Landeswährung auswirken? Die ginge auf Talfahrt. Schlecht für die Entschädigungssumme.
Grundsätzlich sollte man beachten:
Das System der Einlagensicherungen und der staatlichen Garantie basiert einzig und allein auf Vertrauen. Mein Vertrauen ist beim deutschen Staat am höchsten, denn die Bonität Deutschlands ist in Europa unbestritten.
Trotzdem gebe ich zu Bedenken:
Die Kapitalstärke der Einlagensicherung Deutschlands und anderer Staaten ist grundsätzlich nicht öffentlich bekannt. 2008 gab es offensichtlich eine Indiskretion und es kamen erstmals konkrete Zahlen an die Öffentlichkeit.
Demnach verfügten alle drei großen Einlagensicherungen Deutschlands (Privatbanken, Volkbanken und Sparkassen) angeblich über 4,6 Milliarden Euro Kapital.
Die damit abzusichernde Summe betrug zum gleichen Zeitpunkt 2,9 Billionen Euro. Die 630fache Menge! Man kann sich nun vielleicht vorstellen, wie die Absicherung in Ländern wie Österreich oder Polen dann aussieht. Es handelt sich also, wie zu erwarten, um keine wirkliche oder fundamentale Absicherung. Es ist eine Art Versicherung, die für große Schäden niemals aufkommen könnte. Aber wenn Sie schon den höchsten Zinsen hinterher jagen, dann bevorzugen Sie lieber die deutsche Einlagensicherung. Unterhalb der Banken mit deutscher Einlagensicherung liegt bei 3 Jahren Laufzeit hier übrigens derzeit die ABC-Bank mit 1,55% vorne.
Die Alternative zu Bankkonten, sind gezielte und gut gestreute Investitionen in Sachwerte und Anleihen. Kapitalanlagen wie z. B. Aktien und Fonds benötigen keine Einlagensicherung, da diese als Sondervermögen der Anleger im Falle einer Insolvenz geschützt sind.