Ich bin Befürworter des digitalen Euro. Es wäre toll, wenn wir bald offizielles Zentralbankgeld digital halten könnten.
Bislang können Bürger Zentralbankgeld nur in Form von Bargeld halten. Digitales Zentralbankgeld ist ausschließlich den Bank vorenthalten, da nur Banken Konten bei der Zentralbank führen dürfen.
Deswegen ist der digitale Euro eine große Geld-Revolution, die zugleich das Bargeld nicht ersetzen darf.
Große Irreführung und viele falsche Informationen im Netz
Schaut man sich in YouTube nach Beiträgen über den digitalen Euro um, dann bekommt man allerhand Angst gemacht.
Hier mal einen kleinen Überblick der üblichen Irreführung, die man nur all zu gerne betreibt, um Aufmerksamkeit zu bekommen:
Mutmaßungen, Irreführung, Sensationslust, Click-Bait…
So funktioniert das Geschäft auf YouTube…ohne Aufmerksamkeit wird man nicht gesehen! Da bietet sich der digitale Euro gut an, um allerlei Geschichten zu erfinden, um die gewünschte Aufmerksamkeit zu generieren.
Da ist dann schnell von perfiden Plänen die Rede, von Überwachung, von Enteignung, von Bargeld-Abschaffung oder von “schockierenden Details”.
Details?
Eigentlich gibt es noch gar nicht so viele Details Stand Februar 2023, denn der digitale Euro (CBDC) ist viel mehr in einer Entwicklungsphase. Vieles ist noch offen und überhaupt nicht final geklärt. Selbstverständlich melden alle möglichen Interessengruppen ihre Wünsche und Vorstellungen an. Am Ende bleibt es abzuwarten, wie die finale Version des digitalen Euros für uns alle aussehen wird.
Ich werde Ihnen hier mal aufzeigen, welche Chancen der digitale Euro bietet. welche Probleme entstehen könnten und was ich genau erwarte.
Chancen des digitalen Euro
Der digitale Euro könnte zum ersten mal eine Art Bargeld in die digitale Welt bringen. Es gibt bislang keine Möglichkeit, anonym im Internet oder auch digital vor Ort, zu bezahlen. Jede Transaktion ist mit mehr oder weniger Daten verbunden. Der digitale Euro könnte uns ein digitales Zahlungsmittel in die Hand geben, welches anonyme (oder zumindest maximal datensparsame) Zahlungen im digitalen Raum ermöglicht.
Die technischen Hürden sollten hier idealerweise sehr niedrig sein. Digitale Wallets, um den digitalen Euro zu halten, könnten auf Knopfdruck und in sekundenschnelle zur Verfügung stehen. Keine Bürokratie, keine Wartezeit, keine Zugangsbeschränkung. Trotzdem zeigt sich hier schon der erste Nachteil zum Bargeld. Auch bei größten Bemühungen wird es wohl nicht gelingen das Halten von digitalen Geld so einfach zu gestalten, wie das halten von Bargeld. Gewisse technische Grundkenntnisse oder Fertigkeiten wird man voraussetzen müssen.
Daher schon an dieser Stelle der Hinweis: der digitale Euro kann das Bargeld nicht ersetzen!
Der digitale Euro soll sehr stabil ausgestaltet werden. Er soll also auch ohne Internet funktionieren und könnte sogar auch ohne Strom funktionieren. Denkbar wären “Wertmarken”, die man sich ausdrucken lassen könnte. So könnte ein gewisser Euro-Wert als digitaler Euro von einem Wallet als QR-Code exportiert werden. Sobald dieser QR-Code abgescannt wird, kann der Wert überprüft werden.
Wenn ich mein digitales Konto mit E-Mail Adresse oder Handynummer koppeln könnte, dann wäre es auch leicht möglich, diese Kontoverbindung mit anderen zu teilen. Die direkte Zahlung von einem Konto zu einem anderen (“Peer-to-peer”) ist eine elementare Funktion für eine moderne Gesellschaft.
Wäre es nicht sehr nützlich, wenn ich der Person meiner Wahl in Echtzeit digitale Euros aufs Wallet schicken könnte? Egal wo die Person sich auf dieser Welt befindet. Eine Möglichkeit, die es von Anbietern wie Paypal und Co. heute schon gibt. Allerdings verbunden mit einer sehr großen Datensammel-Wut der Anbieter. Der digitale Euro könnte diese elementare Funktion ohne kommerzielles Interesse an Daten den Menschen zur Verfügung stellen.
Probleme für den digitalen Euro
Die Banken scharen schon mit den Hufen und wollen sich im Prozess rund um den digitalen Euro unersetzbar machen. So möchte man wohl die Vergabe von Wallets (digitalen Geldbörsen) exklusiv auf sich vereinen. Es wäre ein Problem, wenn man aus dem digitalen Euro ein Geschäftsmodell macht. Das sollte so nicht sein. Der digitale Euro sollte eine Art Grundrecht sein, welches jedem Bürger kostenfrei zur Verfügung steht.
Viele Vertreter der Wirtschaft fordern zusätzlich eine Programmierbarkeit des digitalen Euros. Dies kann für die ein oder andere Funktion vielleicht nützlich sein, birgt aber viel zu große Risiken. Ein Euro wäre nicht mehr ein Euro, wenn er durch Programmierung in seiner Funktion eingeschränkt werden könnte.
Eine Programmierung könnte im schlimmsten Fall so aussehen, dass bestimmte digitale Euros nur noch zweckgebunden ausgegeben werden könnten. Weitere Funktionen wie zerfallendes Geld wäre zusätzlich denkbar und würden das Vertrauen ins Geld weiterhin stark beeinträchtigen. Daher wünsche ich mir keinerlei Programmierfähigkeit in Bezug auf den digitalen Euro. Für diese Spielereien könnten Banken auch das Giralgeld (Buchgeld) verwenden. Diese Giralgeld-Tokens wären kein offizielles Zentralbankgeld. Hier ist das für mich denkbar.
Meine Prognose zum digitalen Euro
Der digitale Euro wird kommen. Das steht für mich außer Frage. Ich vermute, dass die Zentralbank auch ausreichend Rücksicht auf die Banken nehmen wird und die Verwahrmöglichkeit im digitalen Euro mit einer Obergrenze versehen wird. Die armen Banken sollen nicht der Gefahr eines digitalen “Bank-runs” ausgesetzt werden.
Ich gehe davon aus, dass man dem digitalen Euro keine Programmierfähigkeit geben wird, da man sich darüber im Klaren ist, dass dies bei den Bürgern überhaupt nicht gut ankommen würde.
Bei der Anonymität wird man sicherlich Abstriche machen müssen. Zu oft wurde das Problem der Geldwäsche betont und so ist der Wille nicht sehr ausgeprägt den digitalen Euro 100% anonym zu machen. Es wird maximal pseudonymisiert sein, so dass man im schlimmsten Fall die Identität des Halters aufdecken kann (z. B. bei Strafverfolgung). Es sollte allerdings klar definiert werden, unter welchen Voraussetzungen die Identität aufgedeckt werden darf.
Der digitale Euro wird auf keiner Blockchain laufen, da dies auch überhaupt nicht notwendig ist. Eine Blockchain macht nur dann Sinn, wenn das System dezentral ablaufen soll und man keine vertrauenswürdige Instanz hat. Dies ist hier nicht der Fall und so würde die Blockchain das ganze nur unnötig schwerfällig und träge machen.
Podium in der Bundesbank Filiale in Saarbrücken. Weitere Bilder gibt es hier
