In meiner bisherigen Laufbahn habe ich viele Beweise eher unterdurchschnittlich ausgeprägtes Finanzwissen erhalten. Ein sehr oft erlebtes Beispiel für die Unwissenheit vieler deutscher Anleger ist folgendes Beispiel:
Eine Aktie, die 500,- € kostet, wird vom Anleger als „teuer“ empfunden. Kostet die gleiche Aktie nur 5 €, dann erscheint diese „billig“.Teilweise glaubten dies auch Kunden, die relativ hohe Aktienbestände verwalteten.
Dies ist natürlich ein Irrtum, denn der Preis einer Aktie sagt eigentlich überhaupt nichts aus. Es zählt einzig und allein, wie viel Unternehmenswert man für eine Aktie bekommt. Die Aktie, die 500,- € kostet, würde nach einem Aktiensplit von 1:100 nur noch 5 € kosten. Gleichzeitig repräsentiert diese Aktie dann aber auch nur noch 1/100 des Unternehmens. Die Aktie wirkt nur optisch günstiger. Logisch, trotzdem suchen immer wieder Anleger gezielt nach Aktien mit geringem Preis!
Ein Extrembeispiel für einen optisch sehr hohen Preis ist die Aktie der Beteiligungsgesellschaft von Warren Buffet: Berkshire Hathaway (WKN: 854075) . Am 17.10.2014 schloss die Aktie mit einem Kurs von 161.195,16 €.
OnVista – mehr Informationen zur Aktie BERKSHIRE HATHAWAY
Ein weiteres Beispiel:
Oftmals glauben Anleger, sie hätten eine Möglichkeit gefunden, ohne Risiko Geld machen zu können. Hierzu kauft man eine Aktie unmittelbar vor dem Dividendenzahlungstermin, um die dann ausgezahlte Dividende zu vereinnahmen. Unmittelbar nach Gutschrift der Dividende soll die Aktie dann schnell wieder verkauft werden.
Das klingt nach schnell verdientem Geld und es gibt tatsächlich eine recht große Anzahl von Anlegern, die dies glauben. Es gilt allerdings überall und besonders an der Börse: There is no free lunch!
Der Kurs der Aktie reduziert sich nach der Dividendenzahlung um exakt den ausgezahlten Dividendenbetrag. Das eingesetzte Kapital abzüglich des Dividendenabschlages und zuzüglich der Dividenden ist also ein Nullsummenspiel. Davon abgesehen gibt es natürlich weiterhin Kursschwankungen.Oftmals wird zu planlos und ohne Struktur investiert. Dazu kommen oft noch hohe Nebenkosten, die man sich in aller Regel auch sparen kann (Depotgebühren, Provisionen).
Ich bin daher der Meinung, dass wir mit der Finanzbildung in Deutschland früher anfangen müssen.
Schon in der Schule sollte es um Dinge wie Aktienmarkt, aktiv gemanagte Fonds, passive Fonds (ETF), Unternehmensanleihen, Zertifikate und generell Geldanlagen gehen. Der Verband unabhängiger Vermögensverwalter fordert sogar einen „Finanzführerschein“. Dieser kann in Seminaren erworben werden. Mit einem solchen „Führerschein“ könnte man dann mit weniger Papier- und Aufklärungsaufwand Beratungen durchführen. Kein schlechter Gedanke. Die Frage bleibt aber: Ist die Aufklärung überhaupt gewünscht?