Mikrofinanzfonds kennt nicht jeder. Aber auf den ersten Blick vereinen diese Fonds eine ganze Reihe von Vorteilen auf sich:
- extrem niedrige Schwankung (Risiko? Auf den ersten Blick nicht zu erkennen!)
- Ausschüttung von ca. 1,5% – 2% pro Jahr (nach Kosten)
- man gibt den Ärmsten der Armen Geld, um sinnvolle Projekte umzusetzen (gutes Gefühl!)
- Gestreut wird in ca. 28 ärmere Länder
- Die Kredite haben oftmals eine Laufzeit von nur 1 Jahr *
- Der Zins beträgt im Schnitt 25%-30% (!) *
- Die Ausfallquote liegt unter 1%*
* siehe Interview mit Herrn Sommer
Allerdings haben mich die vielen Jahre in der Finanzwelt gelehrt, stets etwas genauer hinzuschauen. Genau dafür gibt es die #Lupentest Rubrik auf meinem YouTube Kanal.
Schauen wir uns doch zunächst mal die entsprechenden Fonds in dieser Rubrik an:
In der Grafik vergleiche ich folgende Mikrofinanzfonds:
IIV Mikrofinanzfonds Class R (WKN: A1H44T)
Dual Return Fund – Vision Microfinance (A0JKEA)
GLS Alternative Investments (A142F2)
Wir sehen ein recht stabile Wertentwicklung. Die Schwankungsbreite in den letzten Jahren spricht für sich:
Es bleibt unterm Strich, also nach Kosten eine Rendite von 1% bis 2,5%. Das gute Gewisse ist inklusive, denn man unterstützt mit dem Geld in ärmeren Regionen und trägt damit dazu bei, dass andere Länder wirtschaftlich aufholen können. Leistet man hier nicht auch einen Beitrag, um die sogenannten “Fluchtursachen” zu bekämpfen?
Finanziert werden wirklich kleinste Projekte, wie zum Beispiel eine Hühnerfarm in Kambodscha. Sinnvoll ja! Aber risikolos? Eher nein!
Wo steckt der Teufel im Detail?
Trotzdem ist es extrem auffällig, dass ich mit diesen Fonds hochspekulative Projekte finanziere und dabei gefühlt kaum ein Risiko eingehe. Betonung liegt auf “gefühlt“, denn das Risiko wird in den Charts nicht wirklich sichtbar.
Außerdem stellen sich mir noch weitere Fragen:
- Wer führt vor Ort die Kreditgespräche? Das Macht-Gefälle Bank – Kunde könnte nicht steiler sein!
- Wo genau geht mein Geld hin? Wer beurteilt wie die Kreditwürdigkeit?
- Wer verhindert, dass die Kreditnehmerinnen und Kreditnehmer nicht abgezockt werden?
- Wie lösen die Fonds den Interessenskonflikt auf: “Maximale Rendite versus Ausbeutung vor Ort”
- Die Zinsen vor Ort sind für unsere Verhältnisse astronomisch. Für die Verhältnisse vor Ort in aller Regel “angemessen”. Beim Anleger kommt allerdings im Verhältnis dazu relativ wenig an.
- Wie kann der Anleger sicher sein, dass sich dazwischen niemand “die Taschen voll macht”? Dann hätte man den gegenteiligen Effekt erzielt. Ausbeutung statt Unterstützung.
Ich hole mir Verstärkung bei einer christlichen Bank mit Fachexpertise
Das sind alles Fragen, die ich mir nicht beantworten konnte. Daher schrieb ich eine Mail an die Bank im Bistum Essen. Die Bank hat eine jahrelange Fachexpertise im Bereich Mikrofinanzierung und ist als Bank mit christlichen Wurzeln schon per DNA an einer ethischen Umsetzung interessiert.
Kurz nach meiner Mail hat sich Michael P. Sommer, Direktor fürs Auslandsgeschäft der BIB, bei mir gemeldet. Ich musste ihn nicht lang überreden und schon waren wir zum lockeren Zoom-Call-Austausch verabredet, den ich freundlicherweise aufzeichnen durfte.
Die Bank schickt den Dual Return Fund als Mikrofinanzfonds ins Rennen. Im oberen Chart-Bild belegt der Fonds zwar nur Platz 3, scheint aber deutlich weniger stark zu schwanken.
Der von der Bank aufgelegte und gemanagte Fonds, den KCD Mikrofinanzfonds III, findet ihr hier.
Alles weitere erfahrt ihr im folgenden Film.https://www.youtube.com/embed/Dio2bNoz2Gk?autoplay=0&mute=0&controls=1&origin=https%3A%2F%2Fwww.thomasbeutler.de&playsinline=1&showinfo=0&rel=0&iv_load_policy=3&modestbranding=1&enablejsapi=1&widgetid=1
Mein Fazit:
Mikrofinanzfonds sind kein Sparbuch. Das wird wohl jedem klar, werden der den Zweck dieser Fonds versteht. Die Fonds sind aber durchaus sehr sinnvoll, wenn richtig gemacht. Durch die hohe Streuung in Mikro-Projekte, wird das Risiko zumindest reduziert.
Weitere Punkte, die man weiterhin unbedingt berücksichtigen sollte:
- Der Handel der Fondsanteile ist nicht sehr hoch. Es gibt hierfür keine liquiden Börsen. Hier muss man idealerweise an die Fondsgesellschaft zurück geben können. Hier kann es auch zu Kündigungsfristen kommen
- Achtung: Unnötige Kosten vermeiden! Ausgabeaufschläge und eventuell sogar Bestandsprovisionen solltet ihr euch immer sparen! Hier können Fondsvermittler-Plattformen helfen…weitere Infos hierzu findet ihr hier
- Die Fonds beinhalten ein hohes Risiko. Es kann auch mal zu größeren Ausfällen kommen, wenn die Streuung in Einzelprojekte auch sehr groß sein dürfte
- Bei den Kursfeststellungen gibt es offenbar noch Unklarheiten (siehe Interview mit Herrn Sommer). Hier wäre eine Regulierung wünschenswert, so dass für Anleger die Kurse vergleichbar werden.
- Am Ende braucht man dann doch immer auch eine Portion Vertrauen, dass die beteiligten Akteure das Geld sinnvoll und ohne Ausbeutung einsetzen. Ein Anbieter, wie das Bank im Bistum Essen, ist da sicherlich ein vertrauenswürdiger Partner.